Bremen-Horn, Weyerbergstraße 21
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Meine Arbeit ist gekennzeichnet durch ein phänomenologisches Vorgehen: das bedeutet ein möglichst unvoreingenommenes, urteilsfreies, unmittelbares Wahrnehmen der PatientIn – bevor etwas gedeutet, analysiert, bearbeitet wird, soll es erst einmal so sein dürfen, wie es ist. Dieses Anerkennen – wenn es als „Einverständnis“ erlebt werden kann – ist andererseits bereits der methodische Schritt, um zu erkennen (für Therapeutin wie PatientIn), worum es wirklich geht, und um angemessene Veränderungsschritte anpacken zu können.
Die Zusammenarbeit mit Ihnen als PatientIn verstehe ich als Arbeit zwischen zwei Erwachsenen, die dafür ein Arbeitsbündnis schließen. Regressive, kindliche Anteile können bei dieser Arbeit erkannt und benannt werden und Methoden der Selbstfürsorge werden vermittelt.
Folgende methodische Möglichkeiten kommen in meiner Therapie zum Einsatz:
Körperwahrnehmung und Körperarbeit
Dieses Vorgehen kommt insbesondere beim Somatic Experiencing® zum Einsatz. Ich leite dabei zur vertieften Körperwahrnehmung an. Oder ich lade ein zu Übungen mit folgenden Themen: das Wahrnehmen von Grenzen, den eigenen Raum behaupten, Regulierung von Nähe und Distanz, Erfahren der eigenen Kraft etc. Oder ich lade ein zu der Erfahrung, Bereiche im Körper aufzusuchen, die sich angenehm oder weniger angstvoll anfühlen, um so Inseln von Sicherheit im Körper erfahrbar werden zu lassen und im wechselnden Rhythmus zwischen angenehmen und weniger angenehmen Körperbereichen die Erfahrung von Veränderung erleben zu können. Wenn erlebbar wird, dass schreckliche Zustände sich verändern können und nicht immer und ewig so unerträglich bleiben, wächst langsam wieder das Vertrauen in das Leben. Wenn es erforderlich und gewünscht ist, arbeite ich im Sitzen oder Liegen mit Berührung zum Beispiel an den Schultern, am Kopf, an den Füßen. Durch diese Erfahrung von haltendem Kontakt wird es für die PatientIn möglich, sich selbst besser zu spüren und dadurch innere Prozesse zum Abschluss zu bringen. Das ganzheitliche Wahrnehmen einer Situation ist überwiegend eine physische Erfahrung. Der Philosoph und Psychotherapeut Eugene Gendlin nennt dies ‚Felt sense’ (nachzulesen in seinem Buch: Focusing. Selbsthilfe bei der Lösung persönlicher Probleme). Peter Levine hat dies für seine Arbeit des Somatic Experiencing übernommen. Der ‚Felt sense’, das ganzheitliche innere Empfinden ist entscheidend, um Überlebensenergie, die aufgrund einer traumatischen Erfahrung im Organismus steckengeblieben ist und zu einengenden Symptomen geführt hat, wieder aufzulösen. Auch wenn keine traumatisierenden Erfahrungen vorliegen, kann ein vertieftes Körperspürbewusstsein hilfreich sein. Wenn dies als regelmäßige Übung praktiziert wird, kann sich dadurch die Selbstwahrnehmung vertiefen und die phänomenologische Haltung des wertfreien Beobachters wird gefördert und damit eine Offenheit für neue Erfahrungen.
Imagination
Zur Mobilisierung der Selbstheilungskräfte sind imaginative Übungen oft sehr unterstützend. Ebenfalls aus der Traumatherapie sind Imaginationsübungen vor allem durch Luise Reddemann bekannt geworden. (Reddemann, Luise: Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcen-orientiertem Verfahren.) Zum Beispiel folgende Übungen: der sichere innere Ort, die inneren Helfer, die Baumübung, der innere Tresor (Aufbewahrungsort für gefährliche Erinnerungen), die Fernsteuerung, das innere Team, der innere Garten.Die Imagination (das heißt die innere Vorstellung) von wohltuenden und Sicherheit und Schutz vermittelnden Orten, Landschaften, Wesen, Tieren, Personen oder auch von gewünschten Zukunftsentwürfen bewirkt häufig eine Veränderung des inneren Empfindens, welches dadurch aus der Erstarrung in den Fluss kommt. Damit wird Veränderung möglich, obwohl wichtige Unterstützung in der Realität oft gefehlt hat. Dieses Fehlende durch die eigene Imaginationskraft ersetzen zu können, kann eine sehr befreiende Erfahrung sein.Wichtig ist mir, bei der Arbeit mit inneren Bildern und Vorstellungen immer wieder die Verbindung ins erlebte Hier und Jetzt mittels der Körpererfahrung herzustellen, um die heilsamen Bilder als reale Erfahrung ins reale Leben überführen zu können.
Arbeit mit dem Inneren Familiensystem (IFS)
Bestimmte Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster werden zunächst als Teile einer Persönlichkeit identifiziert. Dabei kann es bereits zu einer Entlastung kommen, da klar wird: ich bin nicht nur die Angst, sondern die Angst ist nur ein Teil von mir. Vom Selbst, also der Mitte der Person aus, kann dann zu diesem Teil eine Beziehung aufgenommen werden. Es kommt zu einem inneren Dialog, wobei dieser Teil wahrgenommen und anerkannt wird. Und einen Platz bekommt. So dass sich weitere, oft verletzte Teile, zeigen können, zu denen auch ein Kontakt hergestellt wird. Oft geht es darum, mit diesem verletzten Teil einfach präsent zu sein oder diesem Teil nun das zur Verfügung zu stellen, was er/sie damals gebraucht hätte. Mehr und mehr kann dann ein isolierter, verbannter Anteil in das Gesamtgefüge integriert werden und somit zur Entspannung im System führen.Oft dauert es eine Zeitlang, bis polarisierte Anteile von Beschützern und verletzten Kindanteilen sich auf einen Dialog einlassen und zu Veränderungen in der Lage sind. Wesentlich dabei ist die Stärkung des Selbst der Person - denn von dieser Mitte aus ist diejenige in der Lage, mit sich selbst zu arbeiten und sich zu beruhigen.
Arbeit mit Träumen
Träume stellen als Bilder der Seele eine Bereicherung dar, die den therapeutischen Prozess, die existentielle Fragestellung, Verdrängtes und Vergessenes auf oft verblüffende und bewusst nicht auszudenkende Weise darstellen und somit einen Beitrag zum eigenen Verstehen und zur Integration abgespaltener Anteile darstellen können. Ich ermutige PatientInnen dazu, Träume aufzuschreiben, zu erzählen und gemeinsam Assoziationen und Übersetzungsmöglichkeiten zu finden. Oft vertieft die Arbeit mit Träumen den therapeutischen Prozess.
Gespräch
Ich lasse erzählen, höre zu, stelle Fragen, lausche oft auch zwischen den Worten auf den Klang, das Empfinden, das nicht Ausdrückbare. Dabei bringe ich auch andere Perspektiven des Geschilderten ein, stelle Meinungen, Vorstellungen, Selbstverständlichkeiten und Gewusstes in Frage. Dies tue ich, um Anstöße zu veränderten Sichtweisen zu geben, um die Selbstachtung der PatientIn zu fördern, damit er/sie in Kontakt kommt mit seinen/ihren Selbstheilungskräften. Das Gespräch dient dazu, dass sich die PatientIn ausdrücken kann, Gehör und Resonanz findet, sich selbst besser verstehen lernt, sich auch neu erleben kann.
Therapeutische Beziehung als Modell
Eine tragfähige therapeutische Beziehung, bei der die PatientIn als eigenständige Person gewürdigt, ernstgenommen und in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert wird, gilt allgemein anerkannt als der heilungsfördernde Faktor in einer Psychotherapie! Innerhalb der therapeutischen Beziehung sind mehrere Ebenen beteiligt: die Arbeitsbeziehung (Regeln des Settings, Finanzielles, professionelle Beziehung, formale Hierarchie), die Übertragungsbeziehung (ein regressiver, kindlicher Anteil der PatientIn trägt unbewusst unerfüllt gebliebene kindliche Wünsche in die therapeutische Beziehung hinein und die Therapeutin reagiert darauf), die mitmenschliche, personale Beziehung (Therapeutin und PatientIn teilen Zeit und Raum und oft die Kultur, begegnen sich als Individuen, die sich gegenseitig achten, sind sich sympathisch/ unsympathisch), die Wesensbeziehung (Verbundenheit auf einer übergeordneten, transpersonalen Ebene, Eingebundensein beider in ein größeres Ganzes, "schicksalhafte" - statt zufällige Begegnung). Es ist gut, um diese verschiedenen Ebenen zu wissen und auch, welche dieser Ebenen jeweils "in Aktion" ist. Da letztlich jede nähere Beziehung diese verschiedenen Aspekte (formale, personale, transpersonale und Übertragungsmomente) beinhaltet, kann die therapeutische Beziehung Modellcharakter annehmen hinsichtlich dessen, was Beziehung bedeutet und - in begrenztem Rahmen - wie sie gestaltet werden kann. Dabei kann es um korrigierende Erfahrungen gehen, um Angenommensein, Auseinandersetzung, Nähe und Distanz, um den Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen usw.