Privatpraxis für Psychotherapie Dr. Espig

Dr. med. Heidrun Espig
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Privatpraxis für Psychotherapie

Bremen-Horn, Weyerbergstraße 21   

Telefon 0421 - 244 67 16    

Philosophisches


Meine Arbeit will Philosophie, Psychotherapie und Körpertherapie verbinden. Genauer gesagt: ich möchte dazu beitragen, dass die Verbindungen von Geistigem, Seelischem und Körperlichem wieder erfahrbar werden.

Mein Herz schlägt für die Philosophie, für die Liebe zur Weisheit. Das bedeutet für mich, staunen zu können über das Leben, das Lebendigsein, die Entwicklung von Leben. Und nach und nach tiefer zu verstehen und zu erfahren was es heißt, verkörpert zu sein angesichts des Geheimnisses des Natur- und Geistwesens Mensch.

Die Nähe zur Philosophie 

  • verschafft mir einen weiten Horizont.
  • fordert mich heraus, Bekanntes in Frage zu stellen und mich auf Neues einzulassen 
  • macht mich immer wieder neugierig
  • lässt mich wachsen und reifen
  • lässt mich Zusammenhänge entdecken. 


Eine der Grundfragen der Philosophie seit der Antike ist das Leib-Seele-Problem, also die Frage, wie Geist und Natur zusammenhängen.

In  unserem alltäglichen Denken verbinden wir körperliches Erleben mehr mit  der Natur und dem Unbewussten, während Geist bewusstes Denken und Handeln bedeutet.  Inzwischen sind es jedoch nicht allein die Erkenntnisse der Philosophie, die darauf  hinweisen, dass Geist und Natur in sehr komplexer Wechselwirkung verbunden sind. Wenn ich diesen Gedanken zugrunde lege, komme ich zu einem erweiterten Verständnis von Geist. Geist kann dann als eine lebendige Einheit unterschiedlicher Kräfte verstanden werden. Darin bilden Fühlen, Empfinden, Denken, Vorstellen, Wollen, Handeln ein sich ergänzendes Beziehungsgefüge. Dieses Verständnis von Geist geht auf den Philosophen Schelling zurück. Aktuelle Erkenntnisse der Neurobiologie kommen diesem Verständnis sehr nahe. Das lässt schlussfolgern, dass auch zwischen den Wissenschaften von Geist und Natur mehr Zusammenhänge entdeckt werden, wenn ich die Neurobiologie als Repräsentant der Lehre von der Natur und die Philosophie als Repräsentant der Lehre vom Geist auffasse.

Ich möchte im Folgenden skizzieren, wie die Psychotherapie, wenn sie als angewandte Philosophie verstanden wird, diese Frage des Zusammenhangs von Natur und Geist aufgreift im Hinblick auf die von mir genannten therapeutischen Schwerpunkte. 

Wenn  Psychotherapie als angewandte Philosophie verstanden wird, zeigt sich bei C.G. Jung dieser Zusammenhang darin, dass auf dem Weg der Individuation, der Selbstwerdung, Unbewusstes (Natur) integriert und Beziehungen zwischen Unbewusstem und Bewusstem (Natur und Geist) differenziert werden müssen.

Eugene Gendlin, Philosoph und Psychotherapeut, hat die psychotherapeutische Methode des Focusing begründet. Für ihn bedeutet das angewandte Philosophie. Seine Philosophie ist an der Phänomenologie und dem Existentialismus orientiert. Er interpretiert die Phänomenologie als am Erleben orientierte Praxis. Philosophie bedeutet für ihn nicht nur ein abstraktes Nachdenken über die großen Fragen der Welt und des Lebens, sondern ein ständiges Hin- und Hergehen zwischen dem Erleben (er nannte das Felt Sense) und den Begriffen bzw. Konzepten. Das ist der Kern des Focusing. Erst dadurch ist es möglich, sagt er, an die Grenze des Bekannten zu gelangen. 

Peter Levine greift von Gendlin den Begriff des Felt Sense auf und spezifiziert dies für die Traumatherapie. Für seine Arbeit Somatic Experiencing ist das Erleben im Sinne des Felt Sense wesentlich.

Die Logotherapie und Existenzanalyse Frankls bezieht sich ebenfalls auf die Phänomenologie und die Existenzphilosophie. Frankls Frage nach dem Sinn und seine Auseinandersetzung mit Freiheit und Verantwortung sind philosophischer Natur: Ich bin nicht auf mein natürliches Schicksal festgelegt, sondern kann in Freiheit und Verantwortung zu einer persönlichen Stellungnahme finden, selbst wenn ich mein Schicksal nicht verändern kann.

Quellen:
Eugene T. Gendlin, Focusing. Selbsthilfe bei der Lösung persönlicher Probleme
F.W.J. Schelling, Über das Wesen der menschlichen Freiheit