Privatpraxis für Psychotherapie Dr. Espig

Dr. med. Heidrun Espig
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Privatpraxis für Psychotherapie

Bremen-Horn, Weyerbergstraße 21   

Telefon 0421 - 244 67 16    

Therapie mit dem inneren Familiensystem (IFS-Therapie)


Dies ist ein systemischer Ansatz. In Entsprechung zu äußeren Familienmitgliedern, zu denen wir je unterschiedliche Beziehungen pflegen, geht dieses Modell davon aus, dass jeder Mensch eine innere Familie hat, die aus verschiedenen Persönlichkeitsteilen besteht. Ein Teil bedeutet dabei ein bestimmtes Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster, was je nach Situation ausgelöst wird. Wir erleben uns dann in dem Moment zum Beispiel als wütend oder fürsorglich oder erschöpft und überfordert usw. Meist ist uns nicht bewusst, dass es nur ein bestimmter Teil von uns ist, der da gerade unser Tun und Denken bestimmt, wir wundern uns nur manchmal, dass da oft mehrere Seelen in unserer Brust zu sein scheinen. 
Dabei gibt es sehr viele gesunde und funktionelle Anteile. Andere Teile übernehmen hingegen eher extreme Rollen – beschützen uns unnötig stark, was sich in  Schroffheit äußern kann; treiben uns übertrieben zu Perfektionismus an; verzerren unsere Wahrnehmung, so dass wir von einer Bedrohung ausgehen, wo gar keine ist. Und es gibt auch Teile, die intensive emotionale Reaktionen verursachen – und andere, die uns von allen Gefühlen abschneiden.

Die IFS-Therapie konzentriert sich auf die Teile, die extreme Rollen spielen, um sie zu heilen und zu verwandeln. Es gibt zwei Arten von extremen Teilen – Beschützer und Verbannte. Als Kinder sind wir per se verletzlich und aufgrund verletzender Erfahrungen entwickeln sich beschützende Persönlichkeitsanteile. Die Beschützer sind die kontrollierenden Teile in uns. Sie haben die Aufgabe, uns vor Schmerz zu bewahren. Genauer gesagt, vor Situationen, die Schmerzen an die Oberfläche bringen könnten, die seit unserer Kindheit in uns vergraben sind. Beschützer sind zum Beispiel  innere Kritiker, Richter, Ablenker, Antreiber, aber auch überforderte Helfer und Manager können extrem werden. Noch extremere Beschützeranteile zeigen sich in selbstverletzendem Verhalten wie z.B. Drogenmissbrauch oder Suizidalität. 
Verbannte sind  kindliche Teile, die an Schmerz oder Lasten aus der Vergangenheit leiden – und diese stecken oft an einem bestimmten Zeitpunkt der Vergangenheit fest; müssen daraus regelrecht befreit werden.

Im Zentrum unseres Bewusstseins gibt es einen Ort, von dem aus wir diese inneren Anteile wahrnehmen und beobachten können. Dieses Zentrum, unsere Mitte, wird in der IFS-Therapie „Selbst“ genannt. Durch die Entfaltung des Selbst können wir ein in Schieflage geratenes psychisches System wieder ins Gleichgewicht bringen. Dies ist das vorrangige Ziel der IFS-Therapie. Damit geht dieser Ansatz davon aus, dass niemandem etwas fehlt, sondern dass wir alle eine innere Führung haben, der wir uns im Leben anvertrauen können – die Therapie besteht darin, den Blick auf diesen inneren Kern wieder freizulegen, da er oft blockiert ist. Dieses Selbst ist die Bewusstheit selbst, ist nicht bewertend oder verurteilend, hat Qualitäten von Mitgefühl, Neugier, Klarheit, Kreativität, Verbundenheit. Von da aus werden wir uns unserer Ganzheit bewusst, können ruhig und zentriert bleiben. Vom Selbst aus können wir stiller Zeuge oder aktiv Handelnde sein. Wir sind in der Lage, unsere inneren Teile wahrzunehmen, ohne von ihnen vereinnahmt zu werden. 

Der Therapieprozess schreitet voran, wenn die jeweiligen Teile vom Selbst aus wahrgenommen und eine Beziehung zu ihnen hergestellt werden kann – mittels eines inneren Dialogs auf der Ebene von Bildern, Gefühlen, Körperempfindungen, Worten. Teile können dann nach und nach ihre extremen Rollen verändern bzw. können ins Ganze integriert werden. 

Oft ist die Verbindung vom Selbst zu einer spirituellen Kraftquelle Teil des therapeutischen Prozesses. So können heilsame Erfahrungen von innerer Weisheit, von göttlichem Licht, Energie, von einer Quelle, von Engeln oder SeelenführerInnen auftauchen, selbst bei Menschen, die sich nicht als religiös oder spirituell bezeichnen.Tom Holmes hat diese Version der IFS-Therapie entscheidend geprägt.

Quellen: 
Tom Holmes, Reisen in die Innenwelt
Richard C. Schwartz, Systemische Therapie mit der inneren Familie
Jay Earley, Meine innere Welt verstehen. Selbsttherapie mit Persönlichkeitsanteilen